Interview mit Bora Chung, Präsidentin der SFWUK

Bild: SFWUK

Bora Chung ist eine Science-Fiction-Autorin und die derzeitige Präsidentin der „Science Fiction Writers Union of Korea“ (SFWUK). In einem Interview berichtete sie uns über ihre spannende Arbeit als Roman- und Kurzgeschichten-Autorin sowie über ihre Tätigkeiten bei der SFWUK.

Für sie hat der Schutz der Schreibenden höchste Priorität. Die FFWUK setzt sich für eine gerechte Bezahlung, mehr Möglichkeiten zur Veröffentlichung eigener Werke sowie für die Förderung der Science-Fiction-Community im Allgemeinen ein.

Im Gespräch mit Bora Chung

Sumikai: Erzählen Sie uns etwas über sich, Ihre Position bei der SFWUK und Ihrer Arbeit im Allgemeinen.

Bora Chung: Mein Name ist Bora Chung, ich schreibe Science-Fiction und spekulative Fiktion und übersetze auch russische und polnische Literatur ins Koreanische. Derzeit bin ich die Präsidentin der Science Fiction Writers Union of Korea (SFWUK). Ich habe drei Romane und vier Sammlungen von Kurzgeschichten geschrieben. Eine dieser Sammlungen, Cursed Bunny (2021), wurde 2022 für den International Booker Prize nominiert. Eine der Geschichten aus dieser Sammlung findet ihr hier

Eine weitere Geschichte mit dem Titel „Snare“ wurde übersetzt und im Berlin Quarterly (Dezember 2021) veröffentlicht.

Sumikai: Was können Sie mir über die SFWUK sagen?

Bora Chung: Die Science Fiction Writers Union of Korea oder SFWUK ist eine Gruppe von Science-Fiction-Autoren, und wie Sie an unserem Namen erkennen können, sind wir eine Art Gewerkschaft. Unser Ziel ist es, den Autor zu schützen: bessere Bezahlung, mehr Möglichkeiten zur Veröffentlichung, aktiveres Marketing und/oder Förderung von Science-Fiction im Allgemeinen und vor allem den Schutz der Rechte des Autors.

In Bezug auf diese Kernziele unterstützen wir die Meinungsfreiheit. SFWUK macht es sich auch zur Aufgabe, die Menschenrechte zu unterstützen und Solidarität in verschiedenen Menschenrechtsfragen sowohl in Korea als auch im Ausland zu zeigen.

Sumikai: Wie viele Mitglieder haben Sie?

Bora Chung: 61 und steigend.

Sumikai: Gibt es besondere Aktivitäten der SFWUK?

Bora Chung: 2018 haben wir an der WorldCon in San Jose, USA, teilgenommen. Ich war selbst dort und habe einen Vortrag über koreanische Science-Fiction gehalten. Und in den Jahren 2018 und 2019 haben wir an der Seoul International Book Fair teilgenommen, wo Mitglieder Vorträge hielten, Gespräche mit internationalen Autoren moderierten und eine Diskussionsrunde präsentierten.

Aber seit der Pandemie konzentrieren wir uns mehr auf Werke in Korea und unterstützen neue Autoren, die gerade erst ihre Karriere beginnen. Wir haben kleine Gruppen innerhalb unserer Organisation, wie eine Kurzgeschichtengruppe (SF des Monats), eine Romangruppe (Der Wald, der die Welt öffnet) und eine Kindergeschichtengruppe (Tasty Touching Stories). Mitglieder dieser kleinen Gruppen versuchen, Geschichten in diesen Genres zu schreiben, lesen die Werke der anderen zur Kritik und Beratung.

Sumikai: Wie kam es dazu, dass Sie mit den SFWJ (Science Fiction and Fantasy Writers of Japan) an diesem kombinierten Schreiben arbeiten?

Bora Chung: Die SFWJ besuchten unsere Website und schlugen vor, dass wir eine gemeinsame Erklärung abgeben. Wir begrüßten die Idee und fingen an, den Entwurf zu schreiben. Dabei fanden wir heraus, dass die SFWJ auch eine Erklärung zur russischen Invasion in der Ukraine abgegeben hatten und in ihrer Erklärung Themen behandelt wurden, die in unserer eigenen Erklärung übersehen wurden.

Also haben wir diese Themen, wie die nukleare Bedrohung, ausdrücklich in unserer Erklärung erwähnt und sie den SFWJ gezeigt, die SFWJ haben uns ihre Meinung gegeben, wir haben sie überarbeitet und sie haben ihre überarbeitet und die gemeinsame Erklärung war in überraschend kurzer Zeit fertig. Die englische Originalversion mit den russischen und ukrainischen Übersetzungen sowie die koreanische und die japanische Version wurden alle innerhalb von 5 Tagen fertiggestellt. Ich bin ziemlich glücklich und stolz auf das, was wir getan haben und die SFWUK ist den SFWJ sehr dankbar, dass sie die Initiative ergriffen haben, um eine Zusammenarbeit vorzuschlagen.

Sumikai: Ist die SFWUK neben diesem Schreiben an weiteren Aktionen interessiert? Sowas wie bezahlte Lesungen zur Unterstützung der Ukraine und usw.

Bora Chung: Nein. Unsere Mitglieder machen separat, was sie als einzelne Bürger eben machen können: spenden für die ukrainische Botschaft in Korea, zu Antikriegsprotesten gehen, Meinungsbeiträge schreiben usw.

Sumikai: Was tut Ihre Regierung und glauben Sie, dass das ausreicht?

Bora Chung: Die koreanische Regierung schickte humanitäre Hilfe in die Ukraine und beteiligt sich an verschiedenen Sanktionen gegen Russland. Darüber hinaus spendete eine überraschende hohe Anzahl gewöhnlicher koreanischer Bürger entweder an den Nothilfefonds der ukrainischen Botschaft oder schickte Hilfspakete in die Ukraine, oder sogar beides. Auch koreanische Unternehmen schicken Hilfspakete wie medizinische Hilfsgüter und Trinkwasser in die Ukraine.

Natürlich kann nichts davon den Krieg aufhalten, also ist nichts genug, solange der Krieg weitergeht. Aber wegen der Sanktionen leiden koreanische Unternehmen, insbesondere kleinere Firmen, die mit russischen Unternehmen Geschäfte machen, sehr: Sie erhalten ihre Zahlungen nicht, können kein Material importieren, Exporte werden storniert usw. Um unserer eigenen Bürger willen, sollte die koreanische Regierung zu diesem Zeitpunkt noch mehr unternehmen.

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Interview mit Haruna Ikezawa, Präsidentin der SFWJ

Bild: SFWJ

Haruna Ikezawa ist nicht nur die 20. Vorsitzende der „Science Fiction and Fantasy Writers of Japan“ (SFWJ), sie ist auch als Synchronsprecherin, Buchkritikerin, Essayistin und Autorin tätig. In einem Interview berichtete sie uns über ihre vielseitige Arbeit und ihre Tätigkeiten bei den SFWJ.

Ein für sie absolut zentrales Thema: Die Förderung internationaler Beziehungen. Ikezawa setzt sich schon seit Jahren für einen verbesserten Austausch zwischen den vielen unterschiedlichen SF-Gemeinschaften weltweit ein. Keine leichte Aufgabe.

Sumikai: Erzähl uns etwas über dich, deine Position bei den SFWJ und die Arbeit im Allgemeinen.

Haruna Ikezawa: Mein Name ist Haruna Ikezawa. Ich bin Synchronsprecherin, Buchkritikerin, Essayistin, Autorin und die 20. Vorsitzende der „Science Fiction and Fantasy Writers of Japan“.

Ich bin 2017 dem SF Writers Club of Japan beigetreten, wurde 2018 Vorstandsmitglied und 2020 zur Vorsitzenden ernannt. Ich bin wahrscheinlich die „nicht-Vorsitzend-ähnlichste Vorsitzende aller Zeiten“.

Meine derzeitige Beschäftigung besteht ungefähr zur Hälfte aus stimmbezogener und zur anderen Hälfte aus schriftstellerischer Arbeit.

Haruna Ikezawa: Wir wurden 1963 gegründet und sind eine Gemeinschaft von Science-Fiction-Autoren, Übersetzern, Kritikern und Redakteuren und wurden 2017 offiziell zu einer General Incorporated Association. Wir sind nicht nur Schriftsteller, sondern auch Musiker, Manga-Künstler, Illustratoren, Forscher und Sprecher bzw. Schauspieler wie ich.

Sumikai: Wie viele Mitglieder hat die SFWJ?

Haruna Ikezawa: Die Zahlen ändern sich gerade ständig, es sind aber viele Dutzende.

Sumikai: Gibt es außergewöhnliche Aktivitäten bei den SFWJ?

Haruna Ikezawa: Die größte Aktivität, die wir durchführen, ist die Auswahl und Verleihung des „Japan Science Fiction Grand Prize Award“. Einmal im Jahr wählen wir unter den in diesem Jahr veröffentlichten Werken „ein Werk, das es bei seiner Veröffentlichung unmöglich gemacht hat, sich eine Welt vorzustellen, in der es nicht existierte“ oder „ein Werk, das der Geschichte einen neuen Aspekt hinzugefügt hat, die Science-Fiction“. Da es sich um einen Preis handelt, bei dem Profis professionelle Arbeiten auswählen, könnte man sagen, dass es wie bei den Nebula Awards ist.

In diesem Jahr war der Gewinner des 42. Preises „Ooku“ von Fumi Yoshinaga.

Abgesehen von dieser Sache, versuchen wir auch den „SF-Karneval“ zu einer großen Aktivität zu machen.

Diese Veranstaltung, die gemeinsam mit einer großen Buchhandlung durchgeführt wird, hat dieses Jahr begonnen.

Es umfasst Autogrammstunden und Talkshows von fast 50 Autoren sowie ein Mystery-Event. Ich würde sagen, es ist wie eine offene Worldcon ohne Teilnahmegebühr.

Grundsätzlich arbeiten wir jedoch hart daran, zum Nutzen unserer Mitglieder zur Entwicklung des japanischen SF beizutragen.

SFWJ und seine internationalen Verbindungen

Sumikai: Wie kam es dazu, dass Ihr mit dem SFWUK (Science-Fantasy Writers Union Korea) an diesem kombinierten Schreiben arbeitet?

Haruna Ikezawa: Wir kamen zu der Überzeugung, dass Solidarität zwischen SF-Gemeinschaften über Grenzen hinweg notwendig war.

Wir kontaktierten mehrere SF-Autorenclubs und -gemeinschaften in verschiedenen Ländern, hatten aber Mühe, Fortschritte zu erzielen.

Einer der ersten, der uns antwortete, war der SFWUK.

Sumikai: Sind die SFWJ neben diesem Brief an weiteren Aktionen beteiligt? Wie zum Beispiel bezahlte Lesungen, deren Einnahmen als Spende in die Ukraine geht usw.

Haruna Ikezawa: Als Club drückten wir unsere Solidarität aus, indem wir eine Erklärung abgaben und das „Japan Science Fiction Grand Prize Review Booklet“ und Abzeichen in ukrainischen Farben herstellten.

Abgesehen davon glaube ich, dass jeder Wirkende seinen/ihren Teil individuell leistet. Ich habe auch auf meine Weise dazu beigetragen, indem ich über die ukrainische Botschaft in Japan gespendet habe.

Sumikai: Was macht die Regierung und glauben Sie, dass das ausreicht?

Hilfe für ukrainische Bürger (Lebensmittel, medizinische Versorgung usw.), 100 Millionen US-Dollar an humanitärer Hilfe, Verwendung des ukrainischen Namens bei Bezugnahme auf die Hauptstadt, Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen Russland, Einfrieren von Vermögenswerten und Aussetzung von Visa für Russen, Einzelpersonen und Organisationen, die Ausweisung russischer Diplomaten usw.

Ob das alles „genug“ war oder nicht, ist eine schwierige Frage. Ich kann nicht im Namen des SFWJ antworten, daher würde ich für Haruna Ikezawa als Einzelperson sagen, dass es „ausreichend“ ist, um eine Situation zu beschreiben, in der die Menge, der Grad oder die Elemente, die die Bedingungen erfüllen, weder übermäßig noch unzureichend sind, sondern für den Moment ausreichen oder vielleicht vorerst ausreichend sind. Ich finde es äußerst schwierig, die Grenze zu erkennen, die eine wirksame Abschreckung gegen die Invasion der Ukraine markiert, aber auch nicht übermäßig strafend ist.

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