Duskpunk erweckt den Geist des Steampunk mit Würfeln

„Duskpunk“ ist das nächste große Projekt des Wiener Indie-Studios Clockwork Bird (u. a. Silicon Dreams und Spinnortality). Das Spiel erscheint – Stand heute – am 19. November 2025 für PC via Steam. Es kombiniert erzählerisch fokussiertes Rollenspiel mit einem würfelgetriebenen Regelkern und siedelt das Ganze in einer rußigen, politisch aufgeladenen Steampunk-Metropole an. Schon die kurze Prämisse macht klar: Hier geht es um Überleben, Allianzen und Konsequenzen, nicht um endloses Looten.

Die Entwickler*innen positionieren „Duskpunk“ ausdrücklich als tischrollenspiel-inspirierte Survival-Erzählung – näher an Citizen Sleeper und klassischem Pen-&-Paper-Gefühl als an Action-RPGs. Mit diesem Fokus und Clockwork Birds Reputation für kluge Narrative setzt das Spiel ein starkes Signal, das Genre-Fans aufmerksam werden lässt.

Eine Überlebensgeschichte im Schatten des Krieges

Die Handlung führt in die Industriestadt Dredgeport, zerrüttet von Krieg und einer korrupten Elite. Wir spielen einen ehemaligen Soldaten/Soldatin, der/die für tot erklärt und zur „Verwertung“ zurück in die Stadt gebracht wurde – mit anderen Worten: Menschen sind in dieser Welt buchstäblich Ressource. Nach einer knappen Flucht beginnt der tägliche Kampf um Leben und geistige Gesundheit.

Diese Ausgangslage verankert das Spiel in einem antifaschistischen Steampunk-Setting, das Unterdrückung nicht als Kulisse, sondern als treibende Kraft der Story versteht. Der Ton ist düster und geerdet, die Hoffnung entsteht aus Beziehungen, kleinen Erfolgen und intelligenten Entscheidungen – nicht aus übermächtigen Heldenposen.

„Dice-Driven“ statt Button-Mashing

Kern des Gameplays ist ein Würfelsystem, das an Tabletop-RPGs angelehnt ist: Proben, Modifikatoren und gegenläufige Risiken bestimmen, ob eine Aktion gelingt, scheitert oder Nebenwirkungen verursacht. Damit wird jede Begegnung zum taktischen Abwägen – Spieler*innen optimieren nicht die DPS, sondern Wahrscheinlichkeiten, Ressourcen und Positionen in der Stadt.

Duskpunk. Bild: Clockwork Bird
Duskpunk. Bild: Clockwork Bird

Diese Mechanik passt hervorragend zur Geschichte: Wer in Dredgeport informelle Netzwerke knüpft, Fertigkeiten verbessert und Verbündete rekrutiert, verschiebt die Chancen subtil zu seinen/ihren Gunsten. Das Spiel belohnt Vorbereitung, Risikomanagement und soziales Lesen von Situationen – ein Ansatz, der das langsame, bedachte Tempo erzählerischer RPGs unterstützt.

Vom Niemand zur Stimme der Straße

„Duskpunk“ setzt auf Fertigkeitentraining und Beziehungsarbeit statt auf lineare Levelspiralen. In Gesprächen, Aufträgen und Erkundung wächst der Werkzeugkasten aus Talenten, Kontakten und Informationen. Das eröffnet neue Lösungswege – diplomatisch, listig, handfest oder über das gezielte Streuen von Gerüchten – und beeinflusst, wem man in Dredgeport trauen kann.

Langfristig entfaltet sich daraus eine politische Dynamik: Wer sich clever positioniert, kann Funken schlagen – bis hin zur Revolution. Diese Eskalation ist keine Pflicht, sondern Konsequenz aus vielen kleinen Entscheidungen. Das macht das Spiel reaktiv und erhöht den Wiederspielwert, weil andere Allianzen spürbar andere Entwicklungen nach sich ziehen.

Dredgeport als mechanischer Schauplatz

Die Stadt ist in klar umrissene Bezirke gegliedert, die jeweils andere Risiko-/Belohnungsprofile und Akteurslandschaften bieten. An bestimmten Knotenpunkten triggert das Spiel Ereignisse oder Herausforderungen, die wiederum über Würfel und Werte abgewickelt werden. So entsteht das Gefühl, auf einem lebendigen, taktischen Spielbrett zu manövrieren – ideal für Fans planvoller Erkundung.

Duskpunk. Bild: Clockwork Bird
Duskpunk. Bild: Clockwork Bird

Die Survival-Komponente ergibt sich aus knappen Ressourcen und Kosten jeder Aktion: Jede Bewegung, jeder Gefallen, jede Nacht hat einen Preis. Spieler*innen lernen, Routen und Tagesabläufe zu optimieren, um Risiken zu minimieren und trotzdem Story-Fortschritt zu erzielen. Dieser Loop erinnert an elegante, systemische Narrative wie Citizen Sleeper, bleibt aber stilistisch eigen.

Politische Klarheit, menschliche Perspektive

Clockwork Bird verankert seine Spiele traditionell in gesellschaftlichen Themen. In „Duskpunk“ wird Machtmissbrauch nicht abstrakt, sondern durch alltägliche Entscheidungen und soziale Abhängigkeiten spürbar gemacht. Das Spiel adressiert Ausbeutung, Propaganda und Entmenschlichung, ohne auf Predigten zu setzen – es lässt die Systeme mechanisch sprechen.

Gerade die Kombination aus Würfelmechanik und moralischer Grauzone trägt zur Glaubwürdigkeit bei: Man gewinnt selten ohne Kosten. Ein geretteter Kontakt kann einen später retten – oder verraten. So entsteht ein grautöniges Weltbild, das Entscheidungen schwer macht, sie aber umso bedeutungsvoller wirken lässt.

Bildsprache & Interface

Visuell setzt „Duskpunk“ auf gritty Steampunk-Ästhetik: Schmierige Werkhallen, nebelige Gassen, Messing-Ornamente – stets mit Augenmerk auf Lesbarkeit. UI-Elemente spiegeln das „Tabletop-Gefühl“: Würfelergebnisse, Modifikatoren und Risiken sind nachvollziehbar aufbereitet, damit Narrative und Mathematik Hand in Hand gehen.

Duskpunk. Bild: Clockwork Bird
Duskpunk. Bild: Clockwork Bird

Diese Klarheit im Interface ist nicht nur Komfort, sondern Designstatement: Das Spiel zeigt seine Systeme, statt sie zu verstecken. Wer mag, kann tief in Build-Feinheiten und Wahrscheinlichkeiten eintauchen; wer lieber liest und entscheidet, bekommt dennoch ein intuitives, stringentes Erlebnis.

Systeme, die zählen

Laut den öffentlichen Daten zielt „Duskpunk“ auf Windows, macOS und Linux – eine gute Nachricht für PC-Spieler*innen abseits des Mainstreams. Für ein erzählerisches RPG sind Performance-Anforderungen typischerweise moderat; wichtiger ist eine stabile Logikschicht (Speicherstände, Zustandsmaschinen, Event-Trigger). Clockwork Bird bringt hierfür Erfahrung aus dialog- und systemlastigen Projekten mit.

Erwähnenswert ist auch die Transparenz in der Kommunikation: Der Release-Plan wurde wiederholt öffentlich aktualisiert, zuletzt mit dem festen Datum 19.11.2025 samt Hinweis auf den „gritty, dice-driven RPG“-Fokus. Wer vorab reinschnuppern möchte, findet Berichte über eine kostenlose Demo zur Ankündigung.

Für Taktikerinnen, Denkerinnen und Story-Fans

Wer Wahrscheinlichkeiten gern gegen das Unbekannte ausspielt, wer Systeme durchdringt und Charaktere ernst nimmt, wird sich in Dredgeport zu Hause fühlen. „Duskpunk“ richtet sich weniger an Speedrunner oder Reflex-Asse, dafür an Spieler*innen, die Entscheidungen abwägen und mit den Folgen leben wollen.

Gleichzeitig spricht das Spiel Menschen an, die soziale Themen im Medium Spiel erkunden möchten, ohne dass die Mechanik zur Pflichtübung verkommt. Hier tragen Thema und Regelkern einander – ein Markenzeichen von Clockwork Bird seit Silicon Dreams.

Zusammenfassung

„Duskpunk“ verbindet eine ehrliche, politisch wache Steampunk-Welt mit einem klaren, würfelgetriebenen Regelwerk. Statt Eye-Candy und Grind gibt es kluge Systeme, gewichtige Entscheidungen und spürbare Konsequenzen. Wer Erzähl-RPGs mit Tabletop-DNA liebt und eine gesellschaftlich relevante Geschichte erleben möchte, sollte Dredgeport auf die Wunschliste setzen – Release am 19.11.2025.